Endstation Pfungstadt?

 

Von Maya Nellie Faust, Friedrich-Ebert-Schule Pfungstadt, Klasse G8b

 

Pfungstadt. Soleen ist 14 Jahre alt und wohnt momentan in einer Gemeinschaftsunterkunft in Pfungstadt. Ursprünglich kommt sie aus Mossul, das liegt im Norden des Irak. Mossul ist im Juni 2014 vom islamischen Staat  IS eingenommen worden. Im März 2015, noch vor der ganz großen Flüchtlingswelle, flieht auch ihre Familie aus ihrer Heimat. Nicht nur aus politischen Gründen, sondern auch von der Familie verfolgt, machte sich Soleen mit ihren Eltern, zwei Schwestern, einem kleinen Bruder und ihrer Oma auf einen 2 Tage dauernden, langen Fußmarsch in die Türkei, einem Rucksack, gepackt mit den wichtigsten Habseligkeiten, ohne Essen und Trinken und einer Schwester mit zwei Schusswunden. Aber sie haben es bis ans Mittelmeer geschafft und von dort aus sind sie nach mehreren Versuchen letztendlich mit einem Schlauchboot  nach Griechenland  gekommen. 18 Tage schliefen sie in einem Zelt auf Lesbos. Danach verbrachten sie 3 Monate in einem heruntergekommen Flüchtlingshotel in Athen. 

Am 31.05.2015 wurden sie mit einem Flugzeug nach Portugal geschickt, wo sie Asyl beantragten. Eigentlich wollte ihre Familie nach Deutschland oder Dänemark, weil sie dort Verwandte haben, aber das ging nicht. Die griechischen Behörden stellten sie vor die Wahl, Portugal oder zurück in den Irak. Die Oma entschied sich dazu zurückzukehren. Der Rest der Familie blieb.

In Portugal ging Soleen zur Schule, fand neue Freunde und lernte Englisch,Portugiesisch und ein bisschen Spanisch . Aber es gab keine Arbeit für ihren Vater, keine Sozialhilfe und für ihre Schwester keine medizinische Versorgung.

Nach 2 Jahren ohne Perspektive machten sie sich auf den Weg nach Deutschland. Mit dem Zug nach Paris und von dort aus weiter nach Mönchengladbach. Sie wohnten 3 Wochen bei ihrer Tante, die schon vor 25 Jahren nach Deutschland kam. Dann meldeten sie sich auf der Ausländerbehörde in Dortmund, doch der Verteilungsschlüssel spülte sie nach Hessen, wo sie von August 2017 für 6 Monate in einer Flüchtlingsunterkunft in Darmstadt lebten. Hier ging sie als Gast auf die Viktoriaschule, saß im Unterricht und hörte zu, damit sie Deutsch lernte.

Im Februar 2018 wurde die Familie letztendlich Pfungstadt zugewiesen. Soleen hat viel verloren, ihr Zuhause, Freunde, Familie. Bei diesem Gedanken kommen ihr die Tränen. Aber sie ist glücklich, dass sie in Sicherheit ist. Soleen hat Portugal gut gefallen. Sie ging dort auf eine sehr gute Schule und hat sogar bis heute noch Kontakt mit ihrer damaligen besten Freundin. Aber in Portugal wurden sie nicht gut behandelt, deswegen ist sie froh, hier zu sein. Sie fühlt sich hier wie ein Mensch, weil sie keine verschimmelte Nahrung mehr zu sich nehmen muss.

Doch es ist noch nicht sicher, ob Soleen und ihre Familie hier bleiben dürfen, da sie in Portugal registriert wurden und Asyl beantragt haben. Da man nur in einem EU-Land den Antrag auf Asyl stellen kann, muss die Familie eigentlich zurück. Durch die Verletzung ihrer Schwester und deren psychologischer Betreuung, wurde eine Abschiebung zurück nach Portugal vorübergehend gestoppt.

Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein festes Zuhause, Sicherheit, ein Platz an einer Schule und Freunde, die sie nicht mehr verlassen muss. Die ganze Reise über hat Soleen Tagebuch geführt und ein Filmteam aus Hamburg möchte ihre Geschichte verfilmen. Sie möchte aufmerksam machen auf die Schicksale von Flüchtlingsfamilien, fand deswegen die Idee eines Zeitungsartikels toll und willigte gerne zu diesem Interview ein.

Einem Mädchen, das mit 14 Jahren schon so viel erlebt hat, wünscht man endlich ein Ende der Flucht und ein Start in ein neues friedliches Leben.